Was passiert mit dem Geld, das im Rahmen der Sarkomtour gesammelt wird? An welchen Entitäten wird geforscht? Und wen unterstützen wir mit unseren Spenden?
Bei Fragen zur Sarkomforschung am WTZ können Sie sich auch direkt an Julia Ketzer, Projektkoordinatorin des Sarkomzentrums und Arbeitsgruppe von Prof. Sebastian Bauer wenden.
FORTRESS – nur in der Gruppe sind wir stark.
Angewandte (Translationale) Sarkomforschung hat über Jahrzehnte ein wenig sichtbares und wenig vernetztes Nischendasein geführt.
Zusammen mit Forschern aus der Katholischen Universität in Leuven (Prof. Schöffski, Prof. Wozniak) hat die Sarkomforschungsgruppe in Essen 2019 erstmalig das FORTRESSSymposium organisiert. Es ist das erste europäische Meeting gewesen, dass sich auf Forschungsprojekte fokussiert, die darauf abzielen, mehr klinische Studien für Sarkome zu ermöglichen – Krankheitsnahe Laborforschung. Dieses Symposium ist rein akademisch und wird unterstützt durch eine belgische Stiftung, ins Leben gerufen durch Bart Verbeeck, einem jungen Ewing-Sarkompatienten, der sich in den letzten Jahren seines Lebens umfassend um die Förderung von Sarkomforschung gekümmert hat. Das Treffen findet abwechselnd in Essen und Leuven statt und mit Hilfe von Mitteln der Sarkomtour wird hier ein Forum geschaffen, dass maximale Interaktion zwischen Teilnehmern ermöglicht durch innovative Formate. Im Jahr 2023 sind 130 Forscher aus ganz Europa, USA, Taiwan und Hongkong auf eigene Kosten nach Essen gereist um Projekte vorzustellen und zu diskutieren. Besonders wird hier auch auf die Einbindung von Nachwuchsforschern Wert gelegt – damit Sarkomforschung eine Zukunft hat. Vor wenigen Wochen hat das FORTRESS Treffen wieder in Leuven stattgefunden – auch wieder mit Mitteln der Sarkomtour mit Sprechern aus der ganzen Welt. Viele Ideen wurden ausgetauscht und Forschungskooperationen gestartet (zum Programm von FORTRESS2024). Für uns alle war insbesondere das Gruppenbild eine so wichtige Erinnerung daran, wie viele Köpfe sich der Sarkomforschung widmen.
Das nächste Meeting findet im Februar 2025 wieder in Essen statt: www.fortressmeeting.com
HUSARC – ohne Modelle kein Fortschritt Mit Mitteln der Sarkomtour wurde in den letzten Jahren eine Internetplattform entwickelt, die Forschern weltweit ermöglichen soll, das Spektrum verfügbarer Sarkommodelle einfach zu überblicken. Frau Dr. Susanne Grunewald, Wissenschaftlerin in der Translationalen Sarkomforschung, hat hier eine außergewöhnliche Ressource geschaffen, die sich seit diesem Jahr langsam mit den Daten aus Essen aber auch anderen Arbeitsgruppen füllt. Unter www.husarc.org können z.B. Zelllinien aufgesucht werden von verschiedenen Sarkomsubgruppen. Beim Besuch der Seite wird schnell klar, dass noch viel Arbeit bevorsteht, wenn für jedes Sarkom ein entsprechendes Modell für die Laborforschung generiert werden muss. Dr. Susanne Grunewald leitet seit Jahren das Programm zur Entwicklung von Tumor-abgeleiteten Zelllinien und hat über die Förderung der Sarkomtour eine ganze Reihe an neuen Zelllinien etabliert. Diese Zellen sollen jetzt umfassend genomisch charakterisiert und mit dem Ursprungstumorgewebe verglichen werden. Vor Allem Modelle, die auch genetisch noch nah an dem eigentlichen Tumor sind, haben eine Chance, relevante Informationen für Patienten zu generieren. Aus Essen sollen diese Zellen über die HUSARC-Plattform allen Forschern weltweit für Forschungsprojekte zur Verfügung gestellt werden. So kann die Investition in Infrastruktur und Modelle einen maximalen Effekt entfalten – da jeder die Linien für ein Projekt anfordern kann. Zusammen mit der Deutschen Sarkom-Stiftung möchten wir 2024 diese Initiative noch weiter ausbauen, und noch aktiver Patienten aus ganz Deutschland einzubinden. Bei FORTRESS 2024 haben sich bereits 19 Forschungslabors gemeldet, ihre Modelle auf der HUSARCPlattform zu registrieren.
Klarzellsarkomen an den Kragen
Dr. Dawid Krzeciesa forscht mit Hilfe der Mittel der Sarkomforschung seit mehreren Jahren an neuen Therapieansätzen für Klarzellsarkome. Hierbei hat er eine Bioinformatische Workstation mitten im molekularbiologischen Labor aufbauen können. Leistungsstarke Rechner mit großen Festplatten erlauben es ihm, große Datensätze zu analysieren, die helfen könnten, die Achillesferse von Klarzellsarkomen zu verstehen. Das Ergebnis seiner Arbeit hat er im November auf dem Weltsarkomkongress vorstellen dürfen. Die Promotion über das durch die Sarkomtour geförderte Projekt hat ihm nun ermöglicht als PostDoktorand im Rahmen des UMESCIA Förderprogramms der Medizinischen Fakultät seine Forschungsarbeiten fortzusetzen. Ganz wichtiger Begleiteffekt: Die translationale Sarkomforschungsgruppe hat durch diese bioinformatische Expertise eine zentrale Anlaufstelle bekommen, Datensätze für andere Sarkome und Zelllinien rasch und Anwender-freundlich zu analysieren.
Robotik und Sarkome
Seit vielen Jahren arbeitet die Essener Sarkomforschung eng mit der Biologischen Chemie (Prof. Daniel Rauh) in Dortmund zusammen. Diese Forschung wurde und wird sowohl von der Deutschen Forschungsgemeinschaft aber auch von Förderern wie dem BMBF oder dem Land NRW unterstützt. Im Rahmen dieser Forschung werden immer wieder intensive Wirkstofftestungen an unseren Sarkommodellen erforderlich. Der Umgang mit sensiblen Zelllinien erfordert Erfahrung und hohe Genauigkeit. Unter Anderem mit Mitteln der Sarkomforschung konnten wir im Jahr 2023 den Aufbau einer Zellkulturstraße (unter Leitung von Dr. Thomas Mühlenberg) ermöglichen. Im Klartext heißt das, Zellen können mit Medium über einen Roboterarm gefüttert und behandelt werden und nach Abschluss der Behandlung fast vollständig automatisiert gemessen werden. Durch diese überwiegend sehr repetitive Arbeit können Mitarbeiter deutlich entlastet werden, die Qualität der Ergebnisse gesteigert werden und wichtige Ressourcen für Tätigkeiten freigesetzt werden, die nicht durch Maschinen ersetzt werden können. Die Sarkomtour hat hier einen wesentlichen finanziellen Beitrag geleistet.
Chemotherapiewirkung besser vorhersagen!
Der Nachwuchswissenschaftler und junge Arzt Nils Dieckmann hat sich im Rahmen seiner Promotion mit molekularen Markern zur Vorhersage von Chemotherapiewirksamkeit beschäftigt. Während für Tumoren wie Darmkrebs (MSI/Mismatch Repair Defizienz) und bestimmte Hirntumoren (MGMT-PromotorMethylierung) solche Marker auch klinisch eingesetzt werden, sind diese bei Sarkomen nie untersucht worden. Mit Mitteln der Sarkomtour aber auch des Glückaufstipendiums konnte Nils Dieckmann eindrücklich mit Hilfe von ihm entwickelter, genetisch modifizierter Zelllinien erste wichtige Erkenntnisse gewinnen, wie solche Marker auch bei Sarkomen genutzt werden könnten. Die Ergebnisse dieser Arbeit hat er zuletzt im November auf dem Weltsarkomkongress vorstellen dürfen. Aktuell werden diese Arbeiten zusammen mit Bioinformatischen Experten vom DKFZ in Heidelberg auf eine Übertragbarkeit bei Menschen hin geprüft. Konkret wird untersucht, ob sich diese prädiktiven Marker, die in Zelllinien hilfreich sind, auch in Tumoren von Patienten nachweisbar sind und mit entsprechendem klinischem Vorhersagewert einhergehen. Wir erhoffen uns, dass dadurch Patienten, die von einer bestimmten Chemotherapie profitieren, schon direkt bei Diagnosestellung erkannt werden können.
Super-Resistenz bei GIST-Tumoren entschlüsselt
Ein ganz wesentliches Forschungsprojekt unter Mitarbeit von Dr. Thomas Mühlenberg, Dr. Johanna Falkenhorst, Dawid Krzeciesa, Benjamin Fletcher sowie der Arbeitsgruppe von Prof. Daniel Rauh Dortmund sowie einem internationalen Forscherkonsortium unter Essener Leitung hat sich mit der Resistenzentwicklung moderner Medikamente zur Behandlung von GIST-Sarkomen beschäftigt. Basierend auf den Beobachtungen bei Patienten mit GIST, die auf einer Therapie mit Ripretinib nicht oder nicht mehr ansprechen, konnten eine Reihe ungewöhnlicher Mutationen entdeckt werden. Mithilfe von Mitteln der Sarkomtour konnte Benjamin Fletcher, ein junger amerikanischer Wissenschaftler für fast zwei Jahre im Essener Labor unter Anderem diese ungewöhnlichen Mutationen mit Hilfe einer Genschere nachbauen. Die „Bibliothek“ an Resistenz-Modellen ermöglichte in diesem Forschungsprojekt die umfassende Erforschung dieser Mutationen und hat das Verständnis von Therapieresistenz und Plastizität bei diesem Sarkom deutlich verbessert. Die Ergebnisse wurden auf dem Weltsarkomkongress im November vorgestellt und werden Anfang des Jahres in einer der angesehensten onkologischen Zeitschriften veröffentlich. Frau Dr. Falkenhorst erhielt für Ihre mit Dr. Thomas Mühlenberg geteilte Erstautorenschaft aktuell den Schweizer GIST-Forschungspreis – den wichtigsten internationalen Preis für GIST-Forschung.
Studiendatenbank GIST-/Sarkom-Studien für Patient:innen
Kontrollierte klinische Studien sind essentielle Voraussetzungen, um den Wert neuer Behandlungsformen und deren Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten zu ermitteln. Auch bzw. gerade bei seltenen Erkrankungen wie den Sarkomen und GIST kann die Teilnahme an Studien für einige Patienten besonders wichtig sein, um ggf. den Zugang zu alternativen oder sogar neuen Behandlungsoptionen zu bekommen.
Leider gibt es im deutschsprachigen Raum keine zentrale Datenbank, die sowohl von Universitäten als auch Unternehmen initiierte Sarkom-Studien für Patienten in einigermaßen verständlicher und patientenfreundlicher Form aufführt. Daher möchte die Deutsche Sarkom-Stiftung diese Lücke schließen und eine Studiendatenbank GIST-/Sarkom-Studien für Patienten aufbauen und auf der Website einbinden.
Derzeit gibt es ca. 40 aktive bzw. rekrutierende GIST-/Sarkom-Studien mit Studienzentren in Deutschland und Ziel ist es diese Studien zu listen (mit Excel- und pdf-Druckfunktion) bzw. nach verschiedenen Kriterien (wie Phase, Status und Text wie z.B. Sarkom-Subtyp) filterbar suchen zu können.
Forschungsförderpreis 2024 der Deutschen Sarkom-Stiftung
Seit 2022 schreibt die Deutsche Sarkom-Stiftung einen jährlichen Förderpreis aus, um Projektideen/-vorhaben im Bereich Sarkom-Forschung besonders jüngerer Kollegen:innen zu unterstützen.
Ziel des Forschungsförderpreises der Deutschen Sarkom-Stiftung ist die Förderung der Sarkom-Forschung unter jungen Mediziner:innen/Wissen¬schaftler:innen in Deutschland. Unter Sarkomen sind alle bekannten Sarkom-Subtypen gemeint, im Wesentlichen in den drei Kategorien:
Maligne Weichgewebstumoren (Weichgewebssarkome)
GIST (Gastrointestinale Stromatumoren)
Maligne Knochentumoren (Knochensarkome)
Der Forschungspreis aus Spendengeldern von Patient:innen/Angehörigen ist mit 25.000 EUR dotiert und möchte Initiative und Kreativität im Bereich der Sarkom-Forschung unterstützen.
Stiftung Universitätsmedizin Essen | Hufelandstrasse 55| 45147 Essen
E-Mail: info@universitaetsmedizin.de